Robert Kothe † 24. Mai 1947 in Gräfelfing war ein deutscher Rechtsanwalt, Komponist, Dichter, Violinist, Schauspieler und Sänger. 1901 begründete er das Kabarett „Die Elf Scharfrichter“, wo er als Mitglied unter dem Künstlernamen Frigidus Strang auftrat. Ab 1903 widmete er sich ganz dem Lautenspiel und der Erneuerung des deutschen Volksliedes, womit er in ganz Deutschland große Erfolge feierte. Er übersetze das schwedische Wanderlied Im Frühtau zu Berge und gab es im Jahr 1917 in einer Reihe mit Lautenliedern heraus.
Herkunft
Den schwedischen Text Vi gå över daggstänkta berg schuf der Maler und Dichter Olof Thunman (1879–1944). Das schwedische Lied wurde 1908 im Abraham Lundquist Verlag veröffentlicht mit der Überschrift Gångsång. http://ingeb.org/Lieder/imfruhta.html
Von wem die im 4/4-Takt stehende Melodie stammt ist strittig. Gemäß der schwedischen Wikipedia hat Edwin Ericson (1874–1968) die Melodie nach einem Wanderlied aus Hälsingland komponiert. In vielen deutschen Liederbüchern wird die Melodie zu unrecht Walther Hensel zugeschrieben. Dagegen haben die Forschungen des Deutschen Volksliedarchivs für das Historisch-kritische Liederlexikon ergeben, dass die Melodie 1900 nach einer traditionellen schwedischen Melodie verfasst wurde.
Das Wanderlied gehörte in Schweden gemäß einer königlichen Verordnung, die von 1943 bis 1956 gültig war, zu den in der Schule zu lernenden und singenden Volksliedern. Die Verordnung wurde im schwedischen Lehrplan 1969 gestrichen, das Lied wird aber weiterhin gesungen.
Deutsche Übersetzung, 1917
In Deutschland erschien die erste deutsche Übersetzung in einer von Robert Kothe herausgegebenen Reihe mit Lautenliedern (Robert Kothe – Die 14. Folge für hohe und tiefe Stimme, 1917) http://www.lieder-archiv.de/im_fruehtau_zu_berge-notenblatt_300167.html
Bis 1933
Nach 1917 wurde das Lied in zahlreiche deutsche Liederbücher vor allem der Jugend- und Wandervogelbewegung aufgenommen (z. B. Der Spielmann, 3. Auflage 1920; Fahrend Volk, 1923; Fahrtenlieder, Hrsg. Fritz Sotke und Auf Fahrt, 1928). Es wurde sowohl in christlichen (z. B. Freude in Fülle – Liederbuch für die christliche deutsche Mannesjugend, 1925) als auch in sozialistischen (Jugend-Liederbuch, 1929) Kreisen gesungen, und es war auch in rechtskonservativen Gruppierungen vertreten (z. B. im Liederbuch der Kyffhäuserjugend, 1932). Eingang fand das Wanderlied auch in deutsche Schulbücher (z. B. in Der Jungbrunnen – Ein Liederbuch für Schule und Leben, 1932 und in Deutsche Lieder Band 1 für die höheren Schulen, o. J.).
1933-45
Wie viele andere Lieder der Jugendbewegung griffen die Nationalsozialisten das ursprünglich schwedische Lied auf. Gleich 1933 machte es sich die Hitlerjugend zu eigen (z. B. Blut und Ehre, Hrsg. Baldur von Schirach und Uns geht die Sonne nicht unter, 1934), der Reichsarbeitsdienst (z. B. Singend wollen wir marschieren, o. J.) und die SS (z. B. SS-Liederbuch, o. J.) folgten. Auch die Liederbücher der Wehrmacht enthielten das Lied (z. B. Das neue Soldatenliederbuch, Hrsg. Zentralverlag der NSDAP und Liederbuch des II. Korps, beide 1940). Vertreten ist es auch in den Schulbüchern wie in Ernte und Aussaat, 2. Teil, Oberstufe, 1940 und Klingendes Leben – Singebuch für Mädchen, Teil 1, 1941 sowie in Klingender Tag – Liederbuch für die Mittelstufe 1 und 2, 1942.
Neben Die Moorsoldaten, Der Winter ist vergangen, Ade zur guten Nacht und vielen anderen Liedern (insgesamt 180) wurde auch Im Frühtau zu Berge 1942 ins Lagerliederbuch des KZ Sachsenhausen aufgenommen.
Ab 1945
1945 wurden in einem Flüchtlingslager in Dänemark deutsche Lieder gesammelt und das Liederbuch der deutschen Flüchtlinge in Dänemark herausgegeben,[2] und bereits 1946 kamen in Deutschland die ersten neuen Liederbücher heraus: in der DDR das Liederbuch der deutschen Jugend FDJ und in der BRD Lieder der Jugend (Hrsg.: Erzbischöfliches Jugendseelsorgeamt, München).
Auch in Liederbüchern für die Schulen tauchte das Lied auf, so z. B. in Musik in der Grundschule (Bd. 3, 1947), in Unser Liederbuch für Hessen (im 5. bis 8. Schuljahr, 1955), ebenso wie im Liederbuch für die höheren Schulen (Baden-Württemberg, o. J.).
Gesungen wurde es auch in verschiedenen Regionen Österreichs: Kärntner Singbuch (Liedersammlung für die Jugend Kärntens, 1961), Steierisches Liederbuch (1965), Kommt zum Singen (Südtiroler Liederbuch, 2004) und von den österreichischen Soldaten (Österreichisches Soldatenliederbuch, 1967) und Pfadfindern (Unter dem Babenberger Adler, 1987) sowie allgemein Komm sing mit uns (Österreichisches Liederbuch, 1980) und Volkslieder aus Österreich (Unsere schönsten Lieder, 2004).
In der Schweiz wurde 1975 eines der schönsten von Tomi Ungerer illustrierten Kinderliederbücher ediert: Das große Kinderliederbuch, das in allen deutschsprachigen Ländern auf ein großes Echo stieß.[2] In Deutschland wurde das Lied in eine Vielzahl von Liederbüchern für Kinder aufgenommen, z. B. in Die bunte Welt der Kinderlieder (1985), Kommt ein Vogel geflogen (2003), Mein kleines feines Kinderliederbuch (2005) oder Die schönsten Kinderlieder (2007).[4]
Nicht nur deutsche Soldaten sangen das 4/4-taktige Lied – in unregelmäßigen Abständen gab die Bundeswehr Liederbücher mit Im Frühtau zu Berge heraus, z. B. 1958 Liederbuch der Bundeswehr, 1976 Hell klingen unsere Lieder und 1991 Kameraden singt! –, sondern auch österreichische, z. B. nach dem Österreichischen Soldatenliederbuch (1967).[2]
Die größte Verbreitung erfuhr das Lied jedoch durch die Aufnahme in die erstmals 1953 erschienene Mundorgel, die bis 2012 eine verkaufte Textauflage von 10 Millionen und eine Notenausgabe von 4 Millionen hatte.
Nicht nur deutsche Soldaten sangen das 4/4-taktige Lied – in unregelmäßigen Abständen gab die Bundeswehr Liederbücher mit Im Frühtau zu Berge heraus, z. B. 1958 Liederbuch der Bundeswehr, 1976 Hell klingen unsere Lieder und 1991 Kameraden singt! –, sondern auch österreichische, z. B. nach dem Österreichischen Soldatenliederbuch (1967).
Parodien
Der Satiriker, Grafiker und Schriftsteller Dieter Höss schrieb 1967 eine Parodie, die heute noch aktuell erscheint: das Millionärslied.
1. Beim Frühstück am Morgen sie sehn, fallera,
wie schlecht ihre Aktien wieder stehn, fallera,
und warten dann voll Sorgen
auf den Stand von morgen
und sehen sich alle schon betteln gehn.
2. Selbst kluge und steinreiche Leut, fallera,
sind heute vor Angst nicht mehr gescheit, fallera,
nur weil sie mal von ihren
Milliönchen drei verlieren
und reden deswegen von Krisenzeit.
1978 hatte Otto Waalkes mit seiner Parodie auf Konzerten und auf der CD Ottocolor, auf der er das Lied im Gesangsstil von Louis Armstrong und Udo Lindenberg interpretiert sowie als Country Song, Soul und als japanische Version vorgetragen hat, großen Erfolg. Daraufhin wurde auch in der DDR die Amiga-LP Otto (1980) aufgelegt. https://www.youtube.com/watch?v=5T_R3g_ZfLs
Einige Jahre später versuchte sich Mike Krüger mit Im Frühjahr die Zwerge sie frier’n, fallera auf der CD Jetzt schlägts 3 (1987). https://www.youtube.com/watch?v=UPUiIvRe0X8
Eine weitere Parodie stammt von „SEK“. https://www.youtube.com/watch?v=PgBl8AmWpsg
Rap-Version von Jazzkantine auf YouTube https://www.youtube.com/watch?v=o4_T6EGc22Q
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