Kasper lernt den Teufel kennen (Lisa Wenger)

Kasper lernt den Teufel kennen
Personen: Kasper, Katri, Teufel, seine Grossmutter, Pfarrer

Kasper (kommt angelaufen): Radi, radi‚ rullalIa‚ rullalla . . .

Teufel: (einen Huf auf dem Kopf. Man siehf die Hörner nicht): Guten Tag, Kasper! Da gehf’s aber lustig zu!

Kasper: Fröhlich gelebt und ehrlich gestorben, hat dem Teufel die Rechnung verdorben!

Teufel: Wer hat dich eine solche Dummheit gelehrt, Kasper?

Kasper: Hat mich meine Grossmutter gelehrt, als sie noch ein junges Mädchen war. Aber wer bist du eigentlich?Schön bist du gerade nicht, und hinken tust du auch. Hast ja einen Fuss wie ein Pferd.

Teufel: Was gehf’s dich an? Hast ja selbst eine Nase wie eine Karfoffel! Aber ich habe es gut mil dir im Sinn.

Kasper: Freut mich. Aber zeig’ mir’s auch! Schwatzen kann jeder.

Teufel: Da, nimm! Das ist der beste Schnaps, den du auf dieser Erde finden kannst! Cognac mil sechs Sternen. _

Kasper: (trinkt): Geht den Hals hinunter wie Sammet! Möchte gleich noch einen Schluck.

Teufel: Da! Und nun gehen wir ins Wirtshaus und essen Sauerkraut und gebackenen Kalbsfuss.

Kasper: Habe kein Geld.

Teufel: Das kann man sich verschaffen. Da noch ein Schluck!

Kasper: Noch zwei! Das reine Goldwasser. Wer doch immer solch ein Fläschen hätte!

Teufel: Kannst du dir alles verschaffen. Brauchst nur Geld dazu.

Kasper: Das weiss ich, du Tölpel. Aber wo? (Er trinkt einen Schluck und wird betrunken.)

Teufel: Wo? Da gehen wir jetzt zusammen hin. Bei meinem Onkel ist Geld genug: ebener Erde, ein Schreibtisch, eine Schublade – du greifst hinein und hast eine Handvoll.

Kasper: Nicht übel der Plan, nicht übel. Gleich sieht die Welt ganz anders aus. Aber wo – wohnt er, dein – On – Onkel?

Teufel: Komm‘ nur mit! Wirst dann schon sehen. (Nimmt Kasper am Arm)

Kasper: (singt laut): Radi rull.

Teufel: Schweig doch, du Narr! Halt doch dein Maul!

Kasper: Ich bin aber lustig. – Ich bekomme viel Geld – u … Schnaps, radi, radi, rullalla!

Teufel: Da kommt jemand. Der Herr Pfarrer! Jetzt heisst es aufpassen, Kasper!

Pfarrer: Guten Abend, Kasper! Wie geht es denn?

Kasper: Schönen- schönen – guten – Abend. Du, gib dem Pfarrer einen Schnaps.

Pfarrer: Bewahre! Wer seid ihr denn, guter Mann? Ihr kommt mir bekannt vor?

Teufel: Ist nicht gut möglich. Da, wo ich herkomme, sind die Pfarrer nicht daheim.

Pfarrer: Kasper, komm‘ mit mir! Der Mann gefällt mir nicht. Er riecht nach Schwefel, als käme er von Sodom und Gomorrha.

Kasper: Ein guter Mann – hat mir Schnaps gegeben – weiss wo dem Onkel sein Geld ist … sein …

Teufel: Schwein ist. Er hatte sich verlaufen. Du bist betrunken … Kasper.

Kasper: Weiss, wo dem Onkel sein …

Teufel: (Gibt dem Kasper einen Stoss): Jetzt komm, Kasper, wir müssen fort.

Pfarrer: Der Kasper kommt mit mir. Wir trinken einen guten Kaffee zusammen.

Kasper: Nix Kaffee! Schnaps! Und der Onkel … (Torkelt mit dem Teufel davon.)

Pfarrer: (ruft): Pass aug, Kasper, pass auf!

Teufel: Fast hättest du mit deinem dummen Geschwätz alles verdorben. Stehlen ist nicht so einfach. Das kann man …

Kasper: Stehlen? – Was stehlen? Wer soll stehlen? Ich soll stehlen? Nein, meine Grossmutter hat immer gesagt: … Ehrlich …

Teufel: Kannst dir aber alles kaufen, was du willst, Kasper. Schnaps und Wein und Leberwurst und kannst eine gelbe Pfeife kaufen…

Kasper: Pfeife kaufen? Gut, gut. ( Sie gehen ein paar Schritte): Aber meine Grossmutter hat gesagt: „Ehrlich gestorben, ist dem Teufel das .. Handwerk verdorben“, hat sie gesagt …

Teufel: Dummes Zeug, was so eine Alte sagt…

Kasper: Doch – ehrlich, hat sie gesagt – dem Teufel die …

Teufel: Aber viel Geld kannst du bekommen! Viel Geld …

Kasper: Schön … schön … aber dem Teufel die Rechnung verdorben ist auch schön…

Teufel: (bockt, der Hut fällt ihm herunter.)

Kasper: (erschrickt furchtbar): Du bist ja der Teufel. Du hast ja Hörner! Teufel! Teufel!

Teufel: Schweig doch … Esel! Schweig doch! Komm zum Onkel!

Kasper: (packt ihn): Katri, Katri, Katri! Der Teufel! Komm und hilf.

Katri: Was brüllst du so Kasper? (Sie schreit plötzlich auf.) Der Teufel! Der Teufel!

Kasper und Katri: (reissen den Teufel jedes an einem Arm und zerren ihn hin und her): Hüst – hott! Hüst – hott! hin – her, hin – her!…

Teufel: (brüllt): Wartet, bis ihr bei mir in der Hölle sein werdet! Euch will ich braten!

Kasper: Betrunken hat er mich gemacht. Stehlen hat er mich lehren wollen … der Lump! (Zerren ihn hin und her.)

Teufel: Lasst mich los, lasst mich los! …

Beide: (Verprügeln ihn)

Teufel: Grossmutter, hilf, Grossmutter, hilf! Schlag sie tot, hau sie durch!

Grossmutter: (packt ihn am Kragen): Du dummer Teufel! Fort mit dir! (Fährt mit ihm in den Abgrund.)

Kasper: Dem Teufel hilft nicht einmal seine Grossmutter. Ich bin froh, dass es nicht meine ist. (Ab mit Katri)

 

SJW 31