Kaspers Katrin und die neue Magd (Lisa Wenger)

Personen: Kasper, Katrine, Zuse, die Magd, die Kinder

Kasper: Guten Tag, Kinder! Kennt ihr mich noch?

Kinder: Ja, ja, ja! Du bist der Kasper!

Kasper: Woran kennt ihr mich denn?

Kinder. An deiner langen Nase!

Kasper: (lacht furchtbar): Gott, Kinder, seid ihr aber gescheit! Habt ihr vielleicht auch die Katrine vorbeigehen sehen? Sie hat einen geblümten Rock an und eine gelbe getüpfelte Haube (Oder wie  die Katrine eben gekleidet ist.)

Kinder: Nein, nein, da ist nicht vorbeigekommen.

Kasper: Sie sucht eine neue Magd. Sie hat der letzten unsere Katze ins Gesicht geschmissen, und die Magd hat den ganzen Topf mit Milch über die Kleider und den Kopf geschüttet, und da hat die geklagt, und die Katrine hat fünfzehn Franken bezahlen müssen, jawohl!

Kinder: (lachen.)

Kasper: Und wisst ihr, wo sie das Geld hergenommen hat zum Bezahlen?

Kinder: Nein, hat sie’s gefunden?

Kasper: Nein.

Kinder: Gestohlen?

Kasper: Nein.

Kinder: Verdient?

Kasper: Keine Rede! Aus meinem Geldsäcke hat sie’s genommen! Das macht sie immer so. Wenn sie etwas will, sagt sie: „Gib mir unser Portemonnaie“, und wenn ich etwas sagen will, sagt sie: „Gib mein Portemonnaie her!“ Ja, so sind sie halt…

Kinder: Wer?

Kasper: Wer? Wer wohl? Die Weiber.

Kinder: Aber nicht alle. Meine Mama nicht.

Kasper: Nur die, die Katrine heissen.

Kind: Meine Mama heisst auch Katrine, aber die macht’s gerne anders!

Kasper: Wie denn?

Kind: Sie sagt zum Papa: „Schätzli, Spätzle, Kätzli, ich muss Geld haben,“ und dann gibt er es ihr.

Anderes Kind: Meiner gibt ihr nichts.

Drittes Kind: Meiner gibt ihr!

Viertes Kind: Meiner läuft in der Stube herum und – schimpft!

Kasper: Ei, ei, ei, ei!

Kind: Meiner sagt: „Das Portemonnaie kannst du haben, es ist nichts drin.“

Anderes Kind: Und meiner sagt: „Am 30. Februar gibt’s Geld!“

Alle Kinder: Je, der weiss nicht einmal, dass es keinen 30. Februar gibt!

Kasper: Kinder! Da kommt ja meine Frau, die Katrin! Und mit der neuen Magd. Das ist aber ein Trampeltier!

Katrine: So, da habe ich nun wieder ein. Sie heisst Zuse.

Kasper: Kann sie kochen: Austern, Kaviar und Froschschenkel?

Zuse: Ebe nie, grad das chan i nöd! Aber Nudle und Härdöpfel, das chan i choche wie de Blitz.

Kasper: Sonst nichts? O weh, mein armer Bauch! (Hält den Bauch.) Kann sie waschen?

Zuse: Hä natürli. My Händ, die wasch i all Tag, und töchne, das chönd sie vo elleige.

Kasper: Das kann ich auch, und dafür gibt mir kein Mensch nur einen Batzen. Kann sie nähen?

Zuse: Büetze? Ha, das will i meine. Alles, was sie wand. Bloss fädle, das chan i nüd. I gseh nöd gnueg!

Kasper: So ein Weibsbild! So ein Weibsbild! Das kann ja gar nichts!

Katrine: Weisst du, Kasper, sie kann dir den Wagen ziehen helfen, wenn du das Gemüse auf den Markt fährst.

Zuse: Nie, nie, das gort Süd! I ha bösi Füess! I cha Süd weidli laufe.. Chume Süd wyt, das chönd Sie mir glaube…

Kasper: (böse) Was kannst du denn, du Trampeltier?

Zuse: He, i chan viel: Schlaufe, wänn i g’ässe hä, und ässe wenn i trunke hä, und dänn fang i wieder vo vorne a. Das chönd Sie mir glaube! Und e guets Trinkgeld näh, das chan-i au! Do hän i nüt degäge. Glaubed Sie mer’s oder glaubet Sie mer’s Süd?

Katrine: Fort, fort, Faultier, weg mit dir, Vielfrass, Schlafratze, angelogen hast du mich… (Prügelt Zuse.)

Zuse: Helfio, helfio, mich brüllet Köpper mir butzt Köpper um d’Ohre! Das will i nüd, das sich mer z’viel… das hän i gar nüd gern! Oh, oh, oh, ….

Kasper: (lacht sehr.)

Polizist: Was geht hier vor? Wer schreit hier so? (Katrin prügelt weiter.)

Zuse: Ich, ich bin’s, mich haut eini! … Die do haut mich.

Polizist: Da muss ich einschreiten. Aufhören! Das geht nicht! Aufhören!

Zuse: Das Wybsbild do verübelt much! … Oh, oh, oh! …

Polizist: Schreien Sie nicht so! Lärm ist nicht erlaubt. Wer sind Sie? Warum schreien Sie?

Zuse: He, das geht mer doch, du Blindeschlycher!

Polizist: Frau, ich will Antwort haben. Hören Sie auf, oder ich haue Ihnen eine herunter! … (Sie schreit weiter, weil Katrine sie prügelt, und der Polizist gibt ihr eine Ohrfeige.)

Zuse: (haut ihm noch eine viel ärgere): So, do häscht einie die gspürscht dyner Lästig, und no e bitzeli länger.

Polizist: Mit kommst du, auf die Wache kommst du!

Zuse: Do wird nüt drum. Es Mul häscht a dym Chopf, dass me Dampfnudel chönnt inerüere; aber de richtige Lüt Watsche geh, das hasch Süd glehrt.

Polizist: Jetzt machst du, dass du fortkommst!

Zuse: Ja gern! Chumm nu mit i mys Lädnli, do chunscht so viel Dampfnudel i düs Mul über, wie d’magsch! (Läuft davon.)

Kasper: (lacht): Ist jetzt sie Meister geworden, oder bist du Meister geworden, Herr Polizist?

Polizist: Ich. Das versteht sich