Archiv der Kategorie: 1942

Das Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduktion

Die Einzigartigkeit des Kunstwerks ist identisch mit seinem Eingebettetsein in den Zusammenhang der Tradition.

Die technische Reproduzierbarkeit verändert das Verhältnis der Masse zur Kunst. Aus dem rückständigsten, z.B. einem Picasso gegenüber, schlägt es in das fortschrittlichste, z.B. angesichts eines Chaplin um.

„Unsere Kneipen und Großstadtstraßen, unsere Büros und möblierten Zimmer, unsere Bahnhöfe und Fabriken schienen uns hoffnungslos einzuschließen. Da kam der Film und hat diese Kerkerwelt mit dem Dynamit der Zehntelsekunden gesprengt, so daß wir nun zwischen ihren weitverstreuten Trümmern gelassen abenteuerliche Reisen unternehmen. Unter der Großaufnahme dehnt sich der Raum, unter der Zeitlupe die Bewegung.“

Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ist der Titel eines Aufsatzes des Philosophen Walter Benjamin, den er 1935 im Pariser Exil verfasste. Er erschien erstmals 1936 unter dem Titel L’œuvre d’art à l’époque de sa reproduction mécanisée in derZeitschrift für Sozialforschung, in einer redaktionell überarbeiteten und gekürzten französischen Übersetzung.

Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit stellte sich dem erstarkten Faschismus entgegen; Benjamin verspricht darin, dass er neue Begriffe zur Kunstanalyse verwenden werde, die für den Faschismus nicht brauchbar seien, aber revolutionäre Forderungen in der Kunstpolitik anleiten könnten. Es ist seine zum Teil kühne, zum Teil poetische Begrifflichkeit (kühn gerade auch, weil poetisch) und die ungemein dichte, inhaltsgeladene Sprache, von der sich Intellektuelle angezogen fühlen. (Quelle: Fritz Billetter)

Benjamin vertritt darin die These, dass die Kunst und ihre Rezeption selbst, insbesondere durch die Entwicklung von Photographie und Film, einem Wandel unterworfen sind. Dies geschehe zum einen durch die Möglichkeit der massenhaften Reproduktion, zum anderen durch eine veränderte Abbildung der Wirklichkeit und damit eine veränderte kollektive Wahrnehmung. Zudem verliere in diesen Prozessen das Kunstwerk seine Aura, was in der Folge wiederum die soziale Funktion der Medien verändere. Die durch die Reproduzierbarkeit entstehende kollektive Ästhetik biete zwar die Möglichkeit der Entwicklung hin zu gesellschaftlicher Emanzipation, berge aber auch die Gefahr der politischen Vereinnahmung, wie zeitgenössisch am Aufstieg des Faschismus deutlich werde. (Quelle: Wikipedia CC-BY-SA)

Walter Benjamin, 1935, Buch

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Mann ohne Eigenschaften

Die Arbeit an diesem Roman begann Musil 1921. Der erste Band des auf drei Bücher angelegten Romans erschien am 26. November 1930, der erste Teil des zweiten Buches 1932. Musil arbeitete bis zu seinem Lebensende 1942 unter schwierigsten existentiellen Bedingungen an dem Roman, konnte ihn jedoch nicht vollenden.Der Autor hinterließ ein Konvolut von 12.000 Blättern mit 100.000 Anmerkungen und Querverweisen, aus denen spätere Herausgeber nach eigenem Gutdünken die Fortsetzung des Romans konstruierten. Eine ursprünglich für 2005 geplante digitale Version des Gesamtwerks (Klagenfurter Ausgabe) erschien erst 2009. (Quelle: Wikipedia CC-BY-SA)

Robert Musil, 1933, Buch

 

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Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Um 1910 existiert eine reale apokalyptische Angst vor dem Halleyschen Kometen: Man hat Angst, dass er mit der Erde zusammenstößt. Die Zusammenhanglosigkeit der Schilderungen des Weltendes zusammen mit dem Hinweise „liest man“ kann man als Medienkritik verstehen. Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten: Jeden Tag gibt es eine neue Katastrophe.

Der Text sucht die Expression für die sich stark ändernde Wirklichkeit (das bröckelnde Kaiserreich, der technische Fortschritt) und entgleist semantisch wie die Eisenbahn. Die Bildlichkeit vermittelt dabei eine neue Art der Wahrnehmung, demgegenüber bleiben die formalen Aspekte (Metrum, Reim, Strophenbau) konventionell.

Die 1912 beginnende geistige Umnachtung des Dichters liefert eine weitere Interpretation für den in kuriosen Einzelbildern imaginierten Weltuntergang. „Die im Frühexpressionismus erkennbare allgemeine „Dissoziation von Ich und Welt“ hätte dann ihre biografische Entsprechung gefunden.“ (Ulf Abraham, Matthias Kesper: Literaturdidaktik Deutsch. Eine Einführung)

Bei den Zeitgenossen hatte van Hoddis großen Erfolg, seine Lyrik wurde von den damaligen Literaturkritikern und Intellektuellen hoch geschätzt. So eröffnete Weltende die wohl berühmteste expressionistische, von Kurt Pinthus 1919 herausgegebene, Lyrikanthologie Menschheitsdämmerung.

Weltende wurde zu einem Kultgedicht, zu einem neuen politischen Mittel. Es bleibt damit fast das einzige Gedicht von van Hoddis, das Berühmtheit erlangte, es bringt ihm allerdings einen Ruf als Vorreiter des Expressionismus ein. Der revolutionäre Reihungsstil wird von den Expressionisten, aber auch noch später übernommen.

Download (odt) | Jakob von Hoddis (Wikipedia) | Weltende (Wikipedia)

Nach dem Bade

Das Original ist in Gips gefertigt und auf einem Holzsockel montiert.
Signiert  und datiert: H. Hippele 35
Abmessung: 20x20x27 cm.
Selten zu finden, schöner Zustand und für 1200.- im Internet angeboten.

Das Digitalisat ist ein .stl File und kann mit einem 3D Drucker vervielfältigt werden.

Download1 (stl/zip, 64 MB) | Download2 (Thingiverse.com) | Hans Hippele (Sikart.ch) | Kaufen (Kunstverkauf.ch)

Hot Sonate

Sonate für Altsaxophon und Klavier, “Hot-Sonate”

Bis zur Komposition der Hot-Sonate hatte sich Schulhoff u. a. durch die Veröffentlichung einer Jazz-Schule für Klavier zu einem anerkannten Experten der Richtung entwickelt, so daß der Schott-Verlag in Mainz seine neue Sonate sofort zum Druck annahm.

Ihre Uraufführung erlebte sie in der Funk-Stunde Berlin am 10. 4. 1930 durch Erwin Schulhoff und den Saxophonisten Billy Barton von der Londoner Savoy Orpheans Band.“Im Vergleich mit anderen Jazzkompositionen nimmt das … Werk einen höheren Rang ein. Die Jazzelemente sind in die Strukturen der klassischen Sonatenform integriert, ohne daß die Komposition dadurch ihren Jazzcharakter einbüßte, sie behält ihre Spontaneität und Leichtigkeit…. Typisch sind die Verwendung von Pentatonik, Quart-Quint-Harmonik, Akkordparallelen, Polyrhythmik und eine motorische Begleitung.” (Josef Bek) Der Verzicht auf Tempoangaben für die vier Sätze (es sind nur Metronomzahlen angegeben) erklärt sich aus ihren Tanzcharakteren, die sich nicht mit den üblichen Sätzen einer Sonate decken. Spielanweisungen wie lamentuoso ma molto grottesco und sempre glissando (Saxophon im 3. Satz) verraten ironische Distanz zur klassischen Sonate. Dennoch hat Schulhoff auf Zusammenhang geachtet, indem er das Material aller vier Sätze einheitlich gestaltete und im Finale einen deutlichen Anklang an das Hauptthema des ersten Satzes einbaute.

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Aftermath of San Francisco earthquake

Aftermath of San Francisco Earth Quake

Genthes Fotostudio sowie sein gesamter Besitz wurde bei dem Erdbeben im April 1906 zerstört, lediglich die Negative von Chinatown, die in einem Banktresor lagerten, blieben verschont. Kurz nach dem Beben besorgte sich Genthe eine neue Kamera und dokumentierte die Folgen der Katastrophe. Diese Aufnahmen sowie die über 200 Fotografien aus der ursprünglichen Chinatown besitzen fotohistorischen Wert.

Arnold Genthe verstarb 1942 im Alter von 73 Jahren in New York an einem Herzanfall. Seinen umfangreichen fotografischen Nachlass vermachte er der Library of Congress.

Arnold Genthe, Foto, 1906

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Madonna du bist schöner als der Sonnenschein

Der Blues „Madonna du bist schöner als der Sonnenschein“ stammt aus der von Katscher und Karl Farkas geschriebenen Revue Küsse um Mitternacht, die 1924 in den Wiener Kammerspielen aufgeführt wurde. Weitere darin verwendete Stücke waren das Foxtrot-Lied „Der Bobby Cohn ist kein Verkehr für dich“ von Austin Egen und der Fox „Chili Bom Bom“ von Walter Donaldson und Cliff Friend.

Zu dem 1924 von Katscher veröffentlichten Song „Madonna, du bist schöner als der Sonnenschein“ und dem Erfolg des befreundete Musikers Paul Whiteman unter dem Titel „When Day is Done“ (neu auf Englisch aufgenommen) gibt es in den Quellen Unterschiede bei der Jahreszahl, es wird auch 1926 oder 1927 genannt. Der Titel „When Day is Done“ wurde dann 1940 in Strike Up the Band (Heiße Rhythmen in Chicago) sowie 1999 in Sweet and Lowdown verwendet.

„Madonna, du bist schöner als der Sonnenschein“, 1924 (auch Text; im selben Jahr als „When Day is Done“ von Paul Whiteman interpretiert)

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Werkgeschichte

 

 

La Coquille et le Clergyman

Die Muschel und der Kleriker (Originaltitel: La Coquille et le Clergyman, alternativ Die Muschel und der Geistliche) ist ein französischer Kurzstummfilm, den Germaine Dulac 1927 nach einem Drehbuch von Antonin Artaud (1896–1948) für ihre Produktionsgesellschaft Délia Film realisierte. Er gilt, noch vor Buñuel und Dalí, als erstes surrealistisches Werk der Filmgeschichte.

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